Neue Lieder: Wir bleiben dran!
Es war eine schwere Geburt: Fast 10 Jahre lang wurde an der Erneuerung des „Gotteslob“ gearbeitet, bis es in den letzten Monaten flächendeckend in den Pfarren angekommen ist. Die wesentlichste Änderung neben dem Gesamtaufbau ist sicher, dass nun auch viele „Neue Geistliche Lieder“ aus den letzten 50 Jahren in dieses offizielle Gebet- und Gesangbuch der Diözesen im deutschsprachigen Raum aufgenommen wurden. Von alten Schlagern wie „Unser Leben sei ein Fest“ (1972), „Sing mit mir ein Halleluja“ (1974), „Du bist das Licht der Welt“ (1977) über zahlreiche Taizé-Gesänge bis hin zu relativ aktuellen Liedern wie „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott“ (1992) oder „Ich sing dir mein Lied“ (1994) reicht die Palette der neuen Gesänge.
Wir freuen uns, dass unsere jahrzehntelange Arbeit zur Beheimatung des Neuen Geistlichen Liedes in der Liturgie somit Früchte trägt. Denn das Haus der Stille mit seinen Liederbüchern seit 1977 (zuerst „Lobet den Herrn“, dann „Du wirst ein Segen sein“ und aktuell „du mit uns“) war sicher ein Wegbereiter auf diesem Gebiet der liturgischen Erneuerung in ganz Österreich.
Der Blick in das neue Gotteslob zeigt aber auch, dass die neuen Lieder vorwiegend solche sind, die sich eben in den letzten Jahrzehnten bereits bewährt haben, dass aber wirklich Neues und nach vorne Weisendes kaum zu finden ist. Pionierarbeit ist aber wohl auch nicht Aufgabe eines solcherart offiziellen und für den ganzen deutschen Sprachraum verbindlichen Liederbuches. Vielmehr ist es eine Art Schatzkiste, die das wertvolle Liedgut durch die Jahrhunderte bis heute (darunter jetzt auch viele „Neue Geistliche Lieder“) in möglichst breiter Streuung bewahren und zugänglich machen soll.
Wenn aber der gottesdienstliche Gesang Zukunft und nicht nur Vergangenheit haben soll, die musikalische Entwicklung in der Liturgie also nicht für die nächsten 50 Jahre auf dem Status Quo eingefroren werden soll, dann wird das wohl bedeuten, dass es neben dem offiziellen Liederbuch auch weiterhin immer wieder sich erneuernde Publikationen geben muss, die neue Lieder am Puls der Zeit in das liturgische Feiern einbringen. Vieles davon wird nach einiger Zeit überlebt sein oder trotz inhaltlicher Qualität keine breite Akzeptanz finden, aber manches in der Erprobung auch seine Kraft entwickelt haben, die eine Aufnahme in das nächste Gotteslob (also ca. im Jahr 2060) rechtfertigen wird. Das kann aber nur geschehen, wenn diese Lieder auch unter das Volk Gottes kommen, von ihm angenommen und weitergetragen werden. Es ist wohl kein Zufall, dass eine der vielen aktuellen Publikationen Neuer Geistlicher Lieder in Deutschland bereits zwei Jahre vor Veröffentlichung des Gotteslob den Untertitel „Junges Gotteslob“ für sich in Anspruch genommen hat.
Wir wollen jedenfalls diese Herausforderung aufgreifen und „am Ball bleiben“. Bereits die aktuelle Version unseres Liederbuches „du mit uns“ (seit 2006) enthält viele wertvolle und gute neue Lieder, die es noch nicht bis zur „Gotteslobreife“ geschafft haben, weil sie erst noch in den Gemeinden ankommen und sich bewähren müssen. Wir sammeln aber auch schon wieder Lieder für eine zukünftige Neuauflage in den nächsten Jahren und wollen so auch weiterhin Wegbereiter für Neues in der Liturgie bleiben.
Hans Waltersdorfer
(veröffentlicht in: echo der stille 2014-1a)